Ich und Ich: Das Thema
Die Arbeiten der Serie RAW widmen sich jenem, was unvermittelt in uns zutage und aus uns heraus tritt: aufflackernde innere Bilder, überströmende Empfindungen, hervorsprudelnde Worte, ungezügelte Taten. Ich möchte all jenes das Instinkthafte nennen, dessen wir nicht selten gepaart mit leiblicher Eindringlichkeit gewahr werden.
Zunächst frei von unserer Bewertung erleben wir diese Regungen in Abhängigkeit von ihrem Charakter und ihrer Intensität mitunter als irritierend, beunruhigend, gar verstörend. Das Bild, welches wir von uns und der uns umgebenden Welt sorgfältig geschaffen haben, weicht von dem, was sich aus uns heraus ungehemmt Bahn bricht, ab.
Aus dieser vermeintlich verunsichernden Divergenz erwächst mein Interesse, dem Instinkthaften gestaltend Raum zu geben und seine Rolle zu hinterfragen.
Wahrhaftigkeit und Immanenz: Die Haltung
Seinem Wesen nach begreife ich das Instinkthafte als wahrhaftig, seiner Bedeutung nach als prägenden Imperativ. Es unterwirft sich nicht unserem intellektuellen Willen und ist unauslöschlich immanenter Teil unseres Menschseins. Instinkthafte Regungen als das uns natürlich Gegebene wahrzunehmen und anzuerkennen und mit ihnen in wachem Kontakt zu sein, erlebe ich als sinnstiftende Herausforderung und andauernden Prozess.
Gestalt und Gegenüber: Das Bild – Die Serie
Die Werkfolge RAW verstehe ich daher als Serie mit offenem Ausgang, jede ihrer Arbeiten als non finito. Archaisch grob anmutende Figurinen, wuchtig angelegte malerische Texturen, nervös vibrierende oder herrische Linien werden wie der Verzicht auf jedwede Korrektur Ausdrucksträger meiner Haltung zum Thema.
In unterschiedlichen zeitlichen Abständen überlagern sich Schicht um Schicht miteinander korrespondierender Momentaufnahmen. So verdichten sich vage Erinnertes, beständig Erfahrenes und neu Erkundetes zu einem Komplex individueller Wirklichkeit, dessen Potential sich im lebendigen Wandel manifestiert.
Dem Instinkthaften Gestalt und Gesicht zu geben, heißt auch, mir ein Gegenüber zu schaffen. Der Diskurs mit diesem mir innewohnenden Gegenüber birgt die Chance auf Selbstverständnis und ein Verstehen des Anderen.